M – wie Magie (alles freiwillig)
Magische Momente erlebten wir immer wieder. Seien es nun Ereignisse, Begegnungen oder wie in meiner Textauswahl ein Naturschauspiel am frühen Morgen. Wir hatten die Küstenlandschaft längst verlassen und wanderten in Galicien landeinwärts in Richtung Santiago:
Die Herberge in Miraz wird von der englischen Confraternity of Saint James betrieben. Der Wanderführer empfiehlt, unbedingt Lebensmittel dorthin mitzunehmen, denn im Ort Miraz gebe es keine Einkaufsmöglichkeiten und so schleppten wir Nudeln, Tomaten, Chorizo und Queso mit uns. Die beiden Hospitalieros aus Australien waren sehr nett und hatten vor allem den Kaminofen schon eingeheizt, denn in den Abendstunden wurde es schon recht kalt. Unser Lala hatte sein Essen selbstverständlich schon fertig, als wir etwas bummelig dort eintrafen. Der gute Zak ist immer noch Vegetarier und so musste die Chorizo auf einem Extrateller serviert werden und wir kochten uns nun Nudeln mit Tomatenkäsesauce. Solche rustikalen Mahlzeiten sind sehr lecker, besonders in einer so großen und hungrigen Runde.
Die Abendstunden hier in Galicien, die waren kühl, die Morgenstunden dagegen, die waren eisig! Wir bewegten uns jetzt in 700 Höhenmetern in einer unglaublich schönen Landschaft. Gänsehaut, die hatten wir von der Kälte, ein Gänsehautgefühl jedoch vermittelte uns dieser Sonnenaufgang. Als die Sonne knapp über dem Horizont stand, waren die Täler in Nebelschwaden gehüllt, der weiße Nebel und die grünen Bäume erzeugten ein bläulich, gräulich schimmerndes Landschaftsbild und der Himmel hatte schon den ganz, ganz leichten rosigen Schimmer der aufgehenden Sonne. Je höher die Sonne stieg und je intensiver die Sonneneinstrahlung wurde, desto mehr Farbe kam ins Spiel. Von dem ersten zarten rosig bläulichen Schimmer des Horizonts bis hin zu der ins goldene Sonnenlicht eingetauchten Landschaft. Wir waren hingerissen von diesem bezaubernden, berückenden Naturschauspiel. Die Täler waren immer noch von den Nebelbänken angefüllt und die Nebelfetzen reichten teilweise bis hinauf zu den Windkraftanlagen auf den Bergen. Die Windräder waren nur daran zu erkennen, dass die Rotorblätter aus dem Nebel herausragten, so, als schwebten sie am Himmel, denn die Befestigungstürme waren vom Nebel umhüllt. Die Kraft der Sonne setzte sich im Laufe des Vormittags immer mehr durch, für eine ganz klare Sicht konnte diese Herbstsonne jedoch nicht mehr sorgen, denn schon seit ein paar Wochen waren wir bei gutem Wetter tagsüber immer von einem leichten milchigen Dunstschleier umgeben. ...
Naturerlebnisse dieser Art, die waren für uns das Salz in der Suppe, die motivierten uns, uns jeden Tag wieder auf den Wanderpfad zu begeben, die ließen uns die Strapazen vergessen und uns nur auf das Schöne konzentrieren. Ja, wir genossen die Schönheiten und den Reichtum der Natur mit allen Sinnen.
N – wie Natur (alles freiwillig; Jakobspilger querfeldein)
Galicien hatte auf unserem Weg nach Sobrado dos Monxes noch einmal sein ganzes kosmisches Feuerwerk gezündet, die ganze Bandbreite an Naturschönheiten zur Geltung gebracht. Die zauberhaften Momente an diesem Vormittag, die uns die Sonnenstrahlen gemeinsam mit dem Nebel und den Wolken im Zusammenspiel mit Bäumen, Felsen und Mauern bescherten, wir waren hingerissen!
Allerdings sind Wanderungen nicht ohne Gefahren. Wir haben unterwegs oft davon gehört:
Wir haben mehr Respekt vor den Gewalten der Natur bekommen. In unserer hochtechnisierten Welt hat man schon den Eindruck, alles, buchstäblich alles im Griff zu haben. Das ist ein fataler Irrtum. Auch in diesem Jahr wieder haben wir von Todesfällen bei Pilgern gehört. Im April sind vier Koreaner in den Pyrenäen ums Leben gekommen, als Schneetreiben einsetzte und sie sich verirrten, weil die Wegmarkierungen im Schnee verschwunden waren. Dichter Nebel und Gewitterstürme sind auch nicht zu unterschätzende Risiken. Das gleiche gilt für die Einschätzung der eigenen körperlichen Verfassung und des Leistungsvermögens. Der Leonhard aus Düsseldorf hat uns erzählt, dass er vermutlich einem Spanier das Leben gerettet hat. Leonhard ist Heilpraktiker und deshalb erkannte er sofort, dass der Spanier eine Thrombose hatte und sorgte für den sofortigen Transport ins Krankenhaus von León.
O – wie Ordensritter (Jakobspilger querfeldein; alles freiwillig)
In Frankreich und in Spanien trifft man immer wieder auf ehemalige Besitztümer der Templer und andere Ritterorden. Seien es Gutshöfe oder auch Burgen. Diese geistlichen Militärorden sicherten die Pilgerwege. Mich faszinieren die alten Geschichten. In der Tradition der Santiago-Ritter kleideten sich die Priester, die in der Kathedrale von Santiago die Messe feierten. Ich will Euch nicht das Kuchenrezept für die Tarta de Santiago vorenthalten. Ihr findet es am Ende des Berichts. Doch nun zum Textauszug:
Dieser Ort war im Mittelalter eine Besitzung des Templerordens, der, wie andere spanische Ritterorden auch, für die Sicherheit der Pilger auf dem Jakobsweg sorgte. Wir lassen uns in der Herberge „Jacques de Molay“ nieder, benannt nach dem letzten Großmeister des Templerordens, der in Jahr 1314 von der Inquisition gefoltert und verbrannt wurde. Der Templer-Orden war dem französischen König Philipp IV. zu reich und zu mächtig geworden. Papst Clemens V. unterstützte die Intrigen des Königs und so wurde der Ritterorden zerschlagen. Wir atmen mal wieder Geschichte. Überhaupt waren die Ritterorden zum Schutz der Pilgerschaft in den unruhigen Zeiten der Reconquista von großer Bedeutung. Der Norden Spaniens wurde relativ früh von muslimischen Besatzern befreit, für das südliche Spanien dauerte die Besetzung weit über 700 Jahre an, bis ins Jahr 1492. Das Zeichen des Santiago-Ordens, ist das rote, zum Schwert stilisierte Kreuz auf weißem Grund.
Hier ist der Kuchen, der wird schon seit Jahrhunderten in Galicien gebacken und ist sehr einfach in der Herstellung:
Tarta de Santiago
Für den Teigmantel:
200 g Mehl
75 g Zucker
100 g Butter
1 Ei
Für die Füllung:
4 Eier
250 g Zucker
300 g abgezogene Mandeln, gemahlen
1 Msp. Zimt
abgeriebene Schale von einer unbehandelten Zitrone
Aus den Teigzutaten einen Mürbeteig kneten und eingewickelt im Kühlschrank ca. 30 Minuten ruhen lassen. Anschließend den Teig dünn ausrollen und eine eingefettete Springform (28 cm Durchmesser) mit dem Teig auskleiden. Mit einer Gabel den Boden mehrfach einstechen.
Die abgezogenen Mandeln mahlen. Für die Füllung die Eier und den Zucker schaumig schlagen. Dann die abgeriebene Zitronenschale, die gemahlenen Mandeln und die Messerspitze Zimt einrühren. Wenn die Füllung zu weich ist, rühre ich meistens noch ein oder zwei Esslöffel Mehl unter (im Originalrezept ist das nicht vorgesehen).
Die Füllung auf dem Teig verteilen und glatt streichen. Im vorgeheizten Backofen bei 180 Grad ca. 30 Minuten hellbraun backen.
Den Mandelkuchen in der Form auskühlen lassen und dann üppig mit Puderzucker bestäuben. In Galicien ist es üblich, dass die Oberfläche des Mandelkuchens das Kreuz der Santiagoritter trägt. Hierfür wird eine Schablone in Form eines zum Kreuz stilisierten Schwertes, vor dem Bestäuben mit dem Puderzucker, auf den Kuchen gelegt.