Auf den Campingplätzen wird im Sanitärbereich feinsinnig nach Männlein und Weiblein unterschieden. In der Regel ist das auf der entsprechenden Tür in mehr oder weniger gut verständlicher Symbolik dargestellt. Ich suchte die Dusche auf. Aha, hier fand ich die Darstellung eines Pinguins mit Sonnenschirm unter einer Brause, das dürfte die Mädchendusche sein! Die Duschkabine hatte ich schon wieder verlassen und trocknete mich im Vorraum ab. Ich, noch im Evaskostüm, hörte, wie ein Mann von der Tür aus »Entschuldigung, Entschuldigung« sagte. Habe ihn nicht weiter beachtet. Jetzt kam die Stimme des Mannes vom Nebenraum: »Tschuldigung, Tschuldigung«! Ich stand immer noch unverhüllt und überwiegend nass im Vorraum. Der Kerl, gleichfalls nackt, trat wieder ein, »hier ist die Männerdusche, macht mir aber nichts, dass du da bist!«
»Macht mir auch nichts«, sagte ich ihm und trocknete mich ungerührt weiter ab. Nein, nein wir beide haben uns über diese Situation schlapp gelacht. Es entspann sich eine lockere Unterhaltung. Er erzählte mir, er sei Boxer und würde bei Wettkämpfen in Stettin gern den Campingplatz Dąbie aufsuchen. Unser Treffen dürfte vor dem Turnier stattgefunden haben, denn er war noch nicht zerbeult. Mannomann, was für’n Adam, der hatte eine ansehnlich sportliche Figur und war über und über tätowiert. Als ich Gerd von der Begegnung erzählte, wollte der neugierigerweise genaustens wissen, wo denn überall. Nun aber, nur kein Neid und wer wird denn so indiskret sein!
Als ich fertig angezogen war, setzte ich mir meine Brille auf die Nase und ging der Sache mit der Dusche auf den Grund. Siehe da, der Pinguin prangte auf jeder Tür und tatsächlich, neben der Tür auf der Wand klebte eine Kachel, darauf sah ich ein Strichmännchen in kurzen Hosen. Wenn das mal kein Junge ist! Ich schaute noch mal kurz in der Mädchendusche nach der anderen Dame und wir beide haben uns über meinen Fauxpas kaputt gelacht. »Mit Brille wär das nicht passiert«, das ist doch ein alter Optikerwerbespruch.
Ja, ja, es hat doch eine gewisse Tragik, wenn man nicht zu richtigen Zeit seine Brille auf der Nase hat. Denn wo der Boxer überall tätowiert war, das wollten später einige meiner Zuhören wissen.