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Einsame Zeiten in Lettland

Ihr findet mich auf der Online Buchmesse BOOKPLANET, Halle 2, Stand 49; vom Sender Radioplanet Berlin

https://radioplanet-berlin.de/BOOKPLANET/HALLE2-Autorinnen-Autoren/Stand-49-Reingard-Stein/index.php/ 

Moin, hier ist mein Reisebericht »AUF DREI RÄDERN – Rundkurs Ostsee«: Wir sind nun im Baltikum unterwegs und haben just die Grenze von Litauen nach Lettland überschritten. 

 

Die Qualität des Straßenbelags hatte seit dem Grenzübertritt spürbar nachgelassen. Es rumpelte wieder ordentlich, ich bekam das im Beiwagen besonders schonungslos zu spüren. Die Reiseroute ging entlang der Ostsee in Richtung Norden, dichte Nadelwälder säumten die Straßen. In der Hafenstadt Liepāja setzten wir mangels Ausschilderung die Irrfahrt fort, kamen durch heruntergekommene Ortsteile mit farblosen Holzhäusern in sozialistischem Charme. Die Suche nach dem Zeltplatz hatten wir aufgegeben, nachdem wir einen Kilometer auf einer Schotterpiste unterwegs waren. Wir wollten den einsamen, schlechten Weg nicht fortsetzen und auch nicht in der trostlosen Region verweilen.

Jenseits der Stadt gab es merklich weniger Fahrzeugverkehr und die Schwierigkeiten, die Straßenverbindung nach Pāvilosta zu finden, nahmen einfach nicht ab. Ein Campingplatz ist auf der Landkarte eingezeichnet, den wollten wir jetzt suchen. Dazu bogen wir von der Asphaltstraße ab und kurvten auf Sandwegen durch die Gegend. Ein Polizist sah uns herumirren und bot seine Hilfe an. Er fuhr vor uns her zum Zeltplatz, der war so abgelegen, da hätten wir lange suchen können. Vom Ortskern des verschlafenen Städtchens durch einen Wasserlauf getrennt, fanden wir den Platz, aber der hatte geschlossen. Der Polizist telefonierte für uns mit der Campingplatzbetreiberin und die hätte ihn sogar für uns geöffnet. Trotzdem lehnten wir dankend ab, denn hier gab es absolut gar nichts, keinen Laden, kein Restaurant und vor allem keine weiteren Gäste. Auf der diesseitigen Uferzone sind der Campingplatz, eine Slipanlage und mehrere Reparaturbetriebe angesiedelt. Auf der anderen Wasserseite erstrecken sich Hafen und Dorf.

Wir erkundigten uns nach einer Unterkunft. Ja, es gebe sogar zwei Hotelbetriebe hier, sagte man uns, in dem einzigen Laden der Ortschaft fragten wir nach dem Weg dorthin. Zwei deutsche Radfahrer kauften grade ihren Proviant ein, die zeigten uns den Weg zu dem Anwesen, in dem es das einzige Restaurant weit und breit geben solle. »Wir sehen uns hier heute zum Abendessen«, so verabschiedeten sie sich von uns. Die beiden älteren Knaben radelten auf ihren E-Bikes durchs Baltikum. Das ist eine sehr angenehme Art des Reisens.